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Geschrieben von Faith Lehaine am 12.12.2010 um 17:16:

x.X Mission: Winter X.x

»Warum schleppst du mich wieder zu dem? Der Mann ist mir unheimlich!«
»Nee, isser dir nich! Hör jetzt auf zu zätern und komm mit!«
»Aber deine Tasche ist so schwer!«
»Du hast mich letztens in eine Ritterrüstung gesteckt und gegen einen Sumo Ringer kämpfen lassen!«
»Du bist ja auch die Wrestlerin von uns und musst stark sein!«
»Und du~! ... du bist~!... einfach nur doof!«
»Und wenn ich sie hier liegen lasse?«
»Dann~! … kriegst du keine Weihnachtskarte von mir, ich schwörs!«
»Och Maggie… sei nicht immer so gemein zu mir.«

Tjaja, der Winter ist einfach wundervoll. In den vergangenen Posts wurde ja bereits mehrfach darauf hingewiesen wie unglaublich toll er ist. Aus diesem Grund sparen wir uns das und alles was ihr wissen müsst ist, dass es kalt und fröstlig ist. Zugegeben, das Thema Winter zu meiden ist nicht nur Faulheit bedingt. Es soll auch Verwirrungen vermeiden. Denn ist es wirklich Zufall, dass Faith Lehaine ausgerechnet im Winter auf Winter trifft? Dabei stellt sich die Frage, wer oder was ist Winter eigentlich? Wie winter ist Winter in Wirklichkeit? Fließt Schnee durch ihre Adern? Kann sie Eiswürfel mit der Zunge formen? Muss Winter eine Winterjacke tragen? Seht Ihr welche Wortspiele möglich wären? Und das ist nur ein geringer Bruchteil des Möglichen. Würde man nun eins nach dem anderen raushauen wäre dieser Text noch verwirrender als er ohnehin noch wird. Und ihr Gegner ist eine ganz besondere Dame mit einer vorzüglichen Bilanz. Es ist Winter und dementsprechend brrrrrr, also darf man sich auf so einige abstrakte Ideen gefasst machen.

Wie immer wenn Faith Lehaine auf einen Gegner der härteren Sorte trifft, gibt es irgendeinen sadistischen Bekannten der sie darauf vorbereiten will. In diesem Fall ist es sie selbst. Allerdings braucht sie noch etwas Hilfe von einem Fachkundigen, der ihre Ideen analysiert und selbst welche mit einbringt. Auf Veronica konnte sie da nicht zählen, war diese doch stets eine Angreiferin der Maggotschen „Vampire mit Karies plattmachen“ Theorie. Mit der „ähhh, hä?“ Theorie gegen Lacey war sie ebenfalls relativ erfolgreich, wenn auch etwas plattgewalzt. Aber auch das konnte Veronica nicht sonderlich zufrieden stellen.

So laufen diese beiden ewig von Meinungsverschiedenheit geprägten Puffreisringe durch die Straßen einer Stadt. Faith Lehaine, in ihrem gewohnt verqueren Kleidungsstil der Selbstschusterei, an der Spitze der Zwei-Frau-Kolonne umher tanzend. Die schwarzhaarige Veronica mit einem großen Koffer hinter sich her ziehend direkt mit mosernden Worten dahinter.

»Uff... Maggie, was hast du da eigentlich drin? Backsteine?!«
»Sei doch nicht blöd, Nica. Mit Steinen kann man doch nichts backen.«
»Okay, dann ziehe ich die letzte Frage mit den Backsteinen zurück.«
»Du bist mir eine. Erst meckern, dass die Tasche zu schwer ist und jetzt willst du Steine ziehen. Dich soll mal einer verstehn.«
»Sag mal, bist du blöd?!«
»Nee, aber ich liebe es wenn du dich aufregst. Hihi.«

Kichernd setzten die beiden Weibchen ihren Weg fort. Naja, Faith kicherte zumindest. Nica grummelte nur etwas mürrisch vor sich hin. Sie kann es gar nicht leiden, wenn man sich auf ihre Kosten lustig macht. Aber es ist okay wenn andere ihr Opfer sind. Eine Ironie die man nichtmal mit Tee und Kekse gerade biegen kann.

Nach einer Weile gelangen sie am Zielort an. Ein Hinterhof irgendwo in einer abgelegenen Gasse. Umgestoßene Mülltonnen sorgen für einen säuerlichen Geruch. Ein verstopftes Abwassersystem sammelt eine weitreichende Pfütze inmitten des Hofs an und wird sofort von der verspielten Faith besprungen.

»Wasserbombeeeeeee!«, ruft sie laut und springt mit beiden Beinen ab um mit großen Spritzern inmitten der Wasserlache zu landen. Mit lautem Pitsche Patsch hüpft sie darin herum als seien ihre Beine zusammengeknotet. Nica zeigt sich nicht sonderlich begeistert, fluchte dabei schon fast. Denn dummerweise bekam sie nicht gerade wenig der aufplatzenden Fontänen ab.

»MAGGOT! GOSH~! SIEH WAS DU ANGERICHTET HAST!«, schimpft sie und deutet mit armlosen Blick auf ihr teures beschmutztes Designerkleid aus schimmerndem blauen Leder. Faith verharrt im Ansprung auf einen neuen Hoppser ins Wasser während sich ihre Stiefel allmählich mit Flüssigkeiten füllen.

»Ehm... guck mal Nica, irgendein Lausebub hat dich nass gemacht! Wenn ich den in die Finger bekomme, kriegt er nen Orden von mir!«

Mit selbstprofilierendem Applaus springt sie hoch und landet in der tiefsten Stelle der Pfütze. Ein neue Welle von dreckigen Wasser überkommt die schwarzhaarige Burlesk Tänzerin. Faiths Tasche knallt zu Boden, Veronicas Arme strecken sich verkrampft eng angezogen an ihrem Körper in die Länge, ihr Kopf zittert und der diabolische Blick weilt auf Faith. Als könnte sie den Giftpeil des Blickes spüren, verharrt die Zuckerblondine auf ein neues in leicht gebückter Haltung wie ein Spion der bei seinem Eindringen erwischt, von einem Scheinwerfer beleuchtet wurde und hoffte, durch seine Bewegungslosigkeit nicht entdeckt zu werden. Ja, vielleicht würde Nica plötzlich mit den Augen blinzeln und anfangen Faith zu suchen. Aber irgendwie zweifelt das Sugar Crumpet an dem Plan und tippselt in Otto Waalkes Manier durch das Wasser um sich ihrer Freundin zögerlich zu nähern. Wenige Meter vor ihr, streckt Faith ihre Beine gaaaanz weit nach vorne, duckt sich gaaanz tief und greift mit der Hand gaaaanz weit um die Tasche zu packen. Als würde Nicas Oberkörper einen Antimagneten darstellen, der Faith bis auf eins oder zwei Meter gekonnt auf Abstand hält, windet das kleine Wollknäul unter dem unsichtbaren Dingsbums herum und schnappt sich die Tasche um dann so schnell wie möglich das Weite zu suchen.

»Bleib stehen! Wenn ich dich in die Finger bekomme, dann zeige ich dir mal ne richtige Wasserbombe! Komm sofort her!«

Mit panischem Gekicher und der schweren Tasche auf der Schulter spurtet Faith in weite Ferne und verschwindet in einer offenen Garage. Veronica rennt hinterher und bleibt mit quitschenden Bremsen stehn. Vor ihr tut sich ein vertrautes Bild auf. Es dürfte eine der Werkstätte des großen Rosetti sein, Faiths merkwürdiger Bekannter und vielseitiger Erfinder aus dem Zirkus. Das Sugar Crumpet scheint verschwunden wie ein Kartoffelchip der bei dem letzten Blick noch neben Faith gelegen hätte und nun nicht mehr da war. Stattdessen nur ein unauffälliges Knuspergeräusch aus dem rundkauenden Mund des unschuld herumstarrenden Crumpets.

Die Werkstatt ist hell beleuchtet. Werkzeuge unterschiedlichster Art hängt an den Wänden, fixiert mit Nägeln als Halterungen. Blech und andere Metall sind in den Ecken zu Stapeln gehortet, unzählige Tische in Reihen der Länge nach angeschlossen mit verschiedensten Testmodellen darauf. Beim ersten Mal war Veronica fasziniert von einer elekrtischen Libelle mit einer primitiven KI. Faith hatte es Labello getauft, da es zu ihren Kindeszeiten erfunden wurde und sie damals Libelle nicht aussprechen konnte. Dieses Mal wirkten die Erfindungen auf den Tischen allerdings eher skuril und weckten Horrorfantasien. So ist da zum Beispiel eine umgekehrte Bärenfalle. Statt zusammenzuknallen, knallt sie auseinander. Erinnerte ein ganz klein wenig an Saw. Ob Rosetti so eine Art Jigsaw ist? Nica zuckte nervös zusammen. Dann hörte sie Faiths kindliches Kichern aus dem Nebenzimmer. Es ist immer leicht dem Sugar Crumpet zu folgen, man muss immer nur nach dem Sonnenschein Ausschau halten. Also folgt Nica dem Gelächter.

Im Nebenraum angekommen sieht sie Faith mit einem modifizierten Handventilator in der Hand, dessen Propeller durch flauschige Federn ersetzt wurden und die fleischigen Wangen des Crumpets kitzeln. Der alte Rosetti lächelt genügsam wie ein Vater der seiner strahlenden Tochter ein Geschenk machte. Sein großer weißer Schnäuzer bebt mit jedem Ansatz eines Schmunzeln und die Halbglatze spiegelt im Licht bei jedem zustimmenden Nicken.

»Guck mal, Nica. Ich hab nen Fedilator gefunden. Und es hat rein gar nichts mit Kevin Federline zu tun.«

»Ursprünglich war es mal als Sexspielzeug gedacht. Aber berichtete mir meine Testerin, dass die Federn sich nach Ausstoß des Ejakulats ihrer Paraurethraldrüsen verklebten«, merkt der alte Mann mit analytischem Nicken an wobei er wirkt, als hätte er dafür noch keine geeignete Lösung gefunden.

»Ejaku-was? Ihhhhhh!«, geschockt lässt Faith das Gerät auf den Boden fallen, zappelt mit den Füßen und schlägt sich angewiedert die Handflächen gegen die Wange, was Nica natürlich äußerst belustigend fand.

»Hehe, unser kleines Mauerblümchen. Wie ein kleines Baaabyyy.«
»Ich bin kein Baby!«
»Baby Maggot.«
»Neeeeee!«
»Das Baby Crumpet.«
»Hör auf!«
»Mimimi!«
»Ich beiss dir in die Nase, ich schwörs!«

»Damen, beruhigt euch doch. Es gibt keinen Grund sich zu streiten. Vielmehr würde ich Faith gerne noch ein paar Dinge zeigen die ihr nützlich sein könnten«, spricht Rosetti mit seiner beruhigenden Stimme um die Situation zu entschärfen. Natürlich würden Faith und Veronica nicht aufeinander losgehen, aber man musste die Situation nicht noch weiter provozieren.

»Mister Rosetti. Ich habe da draussen eine Bärenfalle gesehen. Dürfte ich fragen, wofür es gedacht ist?«

»Nun. Eigentlich sollte es eine Art Katapult werden um Katzen in Windkostümen das Fliegen zu lehren. Aber Maggot und ihre Freunde hatten es mir früher immer geklaut und damit rumgespielt. Ich weiß nicht was sie damit machten, aber~«

»Hihi, wir haben das Zelt vom Panini immer mit faulen Eiern beschossen. Hatten es auch als Mörser zweckentfremdet um zu sehen wie hoch und wie weit so manches Zeug fliegen kann«, unterbricht Faith ihren alten Freund und schmunzelt in alten Erinnerungen schwelgend. Nica wirkt sichtlich erleichtert, hatte sie sich doch schon die kranksten Fantasien ausgemalt was man damit vorhaben könnte.

Schweigende Stille kehrt ein. Rosetti scheint in Erinnerungen zu grübeln, Nica fixiert den Fedilator und ist wohl in ihrer ganz eigenen, ekelhaften Fantasie verloren. Faith hingegen schaut sich fasziniert um wie ein Kind im Spielzeugladen. Überall hängen Dinge die sie nur zu gerne ausprobieren würde. Etwas das dem alten Mann selbst aus der Vergangenheit zurückholt um sie davon abzuhalten nichts dummes anzustellen.

»Nun denn, meine Liebe. Keith ist leider noch in Japan. Er wird dir also keine Informationen geben können. Daher sind wir auf dein Wissen angewiesen, Faith.«

»Oh nein, das kann jetzt was werden.«

»Psssst. Halt den Mund, du Pustekuchen!«, schnaudert Faith mit zerknautschter Miene zu Veronica rüber, ehe sie anfängt durch den Nebenraum zu watscheln und einen Schraubenzieher vom Tisch zu heben um ihn sich anzuschauen. Irgendwie lustig dieses Wort: Schraubenzieher. Fast so lustig wie Brot oder Gabel.

»Also meine Gegnerin heisst Winter und sie ist... mhm, ein wenig... blörk und patta tamm. Ein bisschen wirr im Kopf und trägt ganz komische Kleidung.«
»Was? Sie ist deine Zwillingsschwester?!«
»Sei nich albern, du hohle Nuss!«

Und wieder bahnt sich ein kleinlich wachsender Disput zwischen den beiden Früchtchen an der Rosetti dazu bringt, dazwischen zu gehen.

»Hm... mein alter Kopf ist leider nicht auf dem aktuellen Stand der Jugendsprache, aber was ist blörk und patta tamm?«

»Öhm... also blörk ist einfach nur so... hm, wie soll ich das bloß erklären? Kennst du das, wenn du ne Kekspackung öffnest und ein paar Tage stehen lässt, du dir dann nen Keks schnappen willst aber er ist so... weicher geworden? Das ist zum Beispiel ziemlich blörk. Und patta tamm ist... zum Beispiel wenn du ne Gummibärchenpackung ungeschickt öffnest und sie dann überall rumfliegen. Das ist patta tamm.«

»Ich... verstehe...«, murmelt der alte Mann und kratzt sich zippelt an seinem weißen Schnurrbart herum

»Japp japp, so ist das. Iiiiiist ja auch egal, denn ich habe schon ein wenig was vorbereitet«, grinsend hebt Faith den Finger und wirkt für einen Moment wie der Koch einer Fernsehsendung wobei sie die Stimmlage eines anpreisenden Verfechter des guten Geschmacks nahezu 1:1 zu imitieren versucht.

Sie dippselt an Nica vorbei zur mitgebrachen Tasche die sie zuvor an einem Tisch positioniert hatte. Der Reissverschluss ratscht auf und einige merkwürdige Instrumente kommen zum Vorschein. Aber statt zuerst die Hilfsmittel herauszuholen, entdeckt Faith etwas ganz merkwürdiges am Boden der Tasche und zieht es heraus. Es ist maisgeld mit bräunlichen Punkten, leicht mondförmig und etwas verbröselt.

»Och... aus meiner Raupe ist gar kein schöner Schmetterling geworden...«, seufzt das Mädchen traurig und senkt in Andacht den Kopf. Wie schön wäre es gewesen mal einen ganz persönlichen Schmetterling zu haben? So’n richtig schöner mit bunt und fliegflieg und tadaa, einfach wunderbar. Aber offenbar ist die Raupe in der Tasche gestorben. Faith entgleitet eine trauernde Träne.

»Maggie? Das ist ein Erdnussflip«, merkt Nica eher nebensächlich an, kopfschüttelnd, ohne die Spur von Mitleid. Faith hebt den Kopf und schaut sich die Raupe im Kokon nochmal genauer an. Stimmt. Es war ein Erdnussflip!

»Oh! Na dann!«, fiept das Mädchen wieder zufrieden und wirft sich den Flip in den Mund. Knuspernd kramt sie einige Sachen aus der Tasche und legt sie auf einen freien Tisch. Nach und nach baut sich ein Berg unterschiedlichster Gerätschaften an wobei Nica sich nun nichtmehr wundert, warum die Tasche so schwer gewesen ist. Auch Rosetti muss staunen.

»Was für einen Schrott hast du diesmal wieder zusammengespunnen? Kannst du deine Ideen gegen Miss Martinez dadurch toppen? Wenn nein, bin ich enttäuscht bei dem Aufmarsch an Müll«, blafft Veronica mit verschränkten Armen und einer gewissen Arroganz in der Stimme.

»Das ist kein Müll! Das ist mein Spielzeug!«, giftet Maggot entnervt zurück und beginnt damit ihr *Spielzeug* zu sortieren. Währenddessen nähert sich Rosetti neugierig und nimmt eines der Dinge in die Hand.

»Was ist das?«
»Das ist eine kompakte Heizung für unterwegs. Von denen stelle ich vier Stück unter den Ring damit Winter ganz schnell warm wird und schmilzt.«
»Wie eine Schneefrau?«
»Gähnau. Und sobald ihre Füße auslaufen, schnappe ich mir ihre Karotte«
»Damit sie dich nicht riechen kann?«
»Gähnau. Weil sie ja Winter heisst, muss sie auch ne Schneefrau sein. Und eine Schneefrau ohne Karotte ist keine Schneefrau sondern nur ein Haufen Schnee.«
»Dann würde sie wieder zu einem Menschen werden«
»Gähnau. Und für diesen Fall habe ich Colasirup von Soda Club. Sobald sie anfängt zu schmilzen um sich in einen Menschen zu verwandeln, kippe ich ihr das über und sie wird zum Colamensch den man dann einfach nur wegzuschlürfen brauch.«
»Interessant...«
»Das ist bullshit…«
»Lass doch unsere kleine Maggot. Vielleicht hilft es ja«
»Gähnau!«

Mit zuckendem Nicken fährt Maggot mit der Sortierung fort während Rosetti den Colasirup genauer unter die Lupe nimmt. Die weiße Flasche wirkt aussergewöhnlich. Warum ist er bloß nicht auf die Idee gekommen, Getränkesirup herzustellen und an andere zu verkaufen? Derweil mustert Veronica mit skeptischem Blick die kompakte Heizung aus Metall. Da hatte sie wohl mit der Spekulation um Backsteine nicht ganz falsch gelegen. Aber wie soll das funktionieren ohne Stecker? Ah, da war ein Akku an der Seite.

»Was machst du, wenn die Batterie der Heizungen ausgehn?«
»Für den Fall habe ich ne Rotlichtkanone.«

Und badabumm! Zieht sie eine merkwürdiges Gehäuse hervor mit einer roten Glühbirne vorne dran. Es erinnert stark an eine Legopistole mit so nem roten Stöpsel vorne dran. Faith betätigt den Abzug und das Licht springt an. Es fixiert direkt Nica, welche geblendet die Arme vors Gesicht hebt und zurückweicht. Schnell wird ihr warm.

»Schalt das Ding aus! Ich schmelze nicht!«
»Ich weiß, dabei bist du nicht selten so überflüssig.«
»Oho, Baby Maggot hat mal einen Witz auf sexueller Basis gemacht.«
»Hab ich gar nich«
»Hast du wohl!«
»NEIN!«
»DOCH! Wahh, hör endlich auf mich zu blenden!«
»Dann nimms zurück, du wandelnde Samenspendenannahmestelle! Oder ich mach das zweite Lichtchen auch noch an, das ist viel wärmer!«

Doch ehe es dazu kommt, schreitet Rosetti wieder ein. Nica hat heute ja solch ein Glück.

»Meine Damen! Hört endlich auf euch so anzublöken. Ihr seid doch keine Ziegen. Maggie, leg die Waffe herunter und sag mir, wie du das angestellt hast. Ich würde mir auch gerne so einen Wärmestrahler für meinen Pick Up bauen.«
»Warum solltest du sowas für deinen Pick Up benötigen? Da schmilzt doch die Schokolade«
»Nicht den Snack, Meg… Das Auto. Mit nem Lader hinten drauf«
»Da kennst du dich wohl am besten mit aus...«
»Jetzt reichts aber!«
»Wahhh, bleib weg! Ich strahl dich an, ich schwörs!«

Heute ist aber Zickenalarm angesagt. Rosetti kommt es schon vor als hätte er keine Werkstatt sondern einen Kindergarten eröffnet. Erneut geht er dazwischen und bedeutet Faith mit ernster Miene, dass sie nun endlich aufhören sollte. Als sie ihren Einwand und dazu die Schuldzuweisung auf Nica erheben will, wandert auch sein drohender Blick zur schwarzhaarigen Burlesktänzerin rüber. Nach wenigen Augenblicken beruhigt sich die Situation.

»Also gut… Ich hatte mir mal nen Arm gebrochen und bekam da so ne Rotlichtlampe. Die habe ich auseinander gebaut und an eine Star Wars Pistole gebastelt, die ich mal zu Halloween bekommen habe. Leider wird die Birne so schnell warm und das Plastik würde schmelzen. Von daher ist es wirklich nur eine Notlösung...«
»Erstaunlich, dass ein Tollpatsch wie du so etwas auf die Beine stellen kann.«
»Immerhin stehe ich immer auf meinen Beinen und habe sie nicht stündlich ausgebreitet in der Luft hängen wie so manch andere.«
»Das war jetzt gemein. Aber ich werde nicht streiten.«
»Deinen batteriebetriebenen Fön habe ich übrigens auch noch.«
»Nicht wirklich! Meinen Gucci Fön?!«
»Ohhhh ja! Deinen Gucci Fön. Du brauchst ihn doch eh nicht bei deinen glatten Haaren. Binde ein paar Strähnen zusammen und hänge Gewicht dran, dann musst du sie nicht ständig bürsten!«
»Ohh, Maggie, warts ab. Das zahle ich dir heim...«
»Bar oder Kreditkarte?«
»Mit deinem Twitter Account!«
»Mir schlottern jetzt schon die Brüste, wirklich...«
»Ich sehs. Sie paddeln wie Wasser, denn vorhanden sind sie ja nicht wirklich.«
»Bor, komm du mir nachhause, du blöde Kuh!«
»Selber blöde Kuh!«


Rosetti kann und will nur mit dem Kopf schütteln. Das letzte Mal waren die beiden Hühner nicht so streitlustig aber heute ist es echt nervig.

»Wenn ihr beide nicht sofort aufhört, schmeisse ich euch raus! Ich habe noch andere Dinge zu tun als euch beim Zätern zuzuhören! Maggie ist hergekommen damit ihr geholfen wird. Und Sie, Veronica, wollen ihr doch dabei helfen. Also gebt euch nen Ruck und hört auf ständig übereinander herzufallen! Das bringt doch niemandem was!«, erklärt der Mann mit schlagender Faust auf den Tisch. Die beiden Mädels senken schuldbewusst den Kopf und murmeln vor sich hin.

»Tut mir Leid, Nica...«
»Tut mir auch Leid, Meg...«
»Ich habs voll Ernst gemeint...«
»Ich habe es auch nicht ernst gemei~... Hey!«
»Haha, du bist ja ne doofe Nuss!«
»Claudia Margerine Faith Lehaine…!!«
»Tut mir ja Leid! Ich habs doch nicht sooo ernst gemeint!«
»Maggie...?!«
»Na gut, ich habs mir anders überlegt. Ich habs absolut nicht ernst gemeint, ich schwöre!«
»So ists brav, Hundi.«
»...halt die Klappe!«

Allem Anschein nach scheint Rosetti der einzige zu sein, dem wirklich etwas an dem ganzen hier liegt. Also muss er die Kontrolle über das Geschehen übernehmen. So seufzt er genervt aus und schiebt Maggie etwas abseits, damit er zwischen den beiden Mädels stehen und Faith immernoch weiter ihren Kram sortieren kann.

»Dann bist du für den Kampf gewappnet. Hast du dir überlegt, was du vorher machen könntest? Deine Idee, Shelly mit Karies zu infizieren, schien funktioniert zu haben.«
»Hmmm, ja. Also ich hatte mir überlegt mit Winter einen heissen Früchtetee zu trinken und den Stromstecker aller Gefriertruhen in der Halle herauszuziehen um Winter jede Energiequelle vorzuenthalten. Vielleicht kann ich etwas Schnee vor meinem Haus futtern um sie weiter zu schwächen. Und vor dem Match trinke ich eine heisse Suppe, dass wenn Winter mir zu nahe kommt, ich sie mit meinem warmen Atem anhauchen kann, was wieder in Richtung Schmelze geht.«
»Aber alle deine Ideen basieren darauf, Winter zum schmelzen zu bringen. Was aber, wenn sie nicht schmelzen kann?«
»Dann... ehm... also um ehrlich zu sein... hatte ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht...«

Verdammter Teebeutel, dachte sich Faith. Sie hatte wirklich noch nicht darüber nachgedacht, sondern sich lediglich an die offensichtlichsten Sachen ausgerichtet. Was wenn Winter so etwas wie ein Mensch ist?

»Hm... dann muss wohl die klassische Variante her. Ich laufe solange vor ihr weg bis ihr die Puste ausgeht oder sie die Lust verliert. Entweder geht sie dann nachhause und wird ausgezählt, oder ich pinne sie wenn sie vor Erschöpfung zu Boden geht.«
»Unsere ehrenhafte Retterin vor der globalen Erwärmung...«
»Hey, wenn ich sie angreife wird sie sauer auf mich sein. Und wie wir wissen, kann man sich schlecht vor Global Warming schützen!«
»Ich hätte da etwas...«

Rosetti tippt sich nachdenklich an die Schläfe und verschwindet in einem Kämmerchen. Nica und Faith schauen sich an und haben wohl den gleichen Einfall was nun kommen würde.

»Ich werde keinen Gummianzug anziehen!«
»Ja! Der ist unsagbar hässlich, den würde nichtmal ich anziehn!«
»Ha ha, du hast dich selbst beshootet.«
»Hast du schonmal Lack und Leder getragen? Ist ein echt tolles Gefühl. Aber dieser Lumpen ist so unsexy wie Alice Schwarzer.«
»Ich hab noch nie Leder getragen. Stoff ist viel schöner und damit kann man viel besser arbeiten. Hatte mal mit Leder versucht etwas zu nähen, aber wenn man einmal was falsch macht, kann man den Fehler nur schwer wieder beheben.«
»Was macht eigentlich mein Schal?«
»Der... ehm... schaut Fernsehen«
»Du hast ihn kaputt gemacht?«
»Ehhhhh, nur ein bisschen.«
»Meg! Du bist unglaublich!«
»Streitet ihr schon wieder? Ich habe irgendwo eine automatische Fussballschussanlage, die könnte ich auf eure jungen Hintern ausrichten.«

Schmunzelt der zurückkehrende Alte mit einer Lotionsflasche in der Hand. Sie ist pink und leicht abgerundet. Diese drückt er Faith in die Hand.

»Super... Seife... ich hoffe, das ist nicht mein Weihnachtsgeschenk, sonst wein ich«, blubbert Faith sichtlich enttäuscht. Hatte sie doch etwas viel größeres erwartet.

»Das ist Frostschutz. Es ist so konzipiert, dass man es auch auf der Haut mit dem gewünschten Effekt tragen kann. Eigentlich ist es allgemein ein Schutz gegen Flüssigkeit. Du sprühst deine freie Haut damit ein, es bildet nach wenigen Minuten einen dicken Schutzfilm und jede nicht-ätzende Flüssigkeit perlt daran hinunter bis zur Kleidung. Du kannst deine Hand damit einsprühen und sie unversehrt in kochendes Wasser oder flüssigen Stickstoff halten.«
»Also fast wie dichtes Leder.«
»Richtig. Nur, dass Leder empfindlich gegenüber extremer Wärme oder Minusgrade ist.«

»Das ist eine Verschwörung...«, grummelt Faith und nimmt die Lotion zögernd entgegen. »Ihr hasst mich... alle beide... ihr wollt mich pervers machen... zu einem Goldust wollt ihr mich machen...«

Ihre beiden älteren Kumpanen beschmunzeln das Ärgernis des jungen Mädchens. Wenigstens haben die ihren Spaß. Faith beginnt ihren Kram wieder zusammen zu packen.

»Also gut… dann... ziehe ich mal weiter. Wenn du noch etwas hast, ruf mich einfach an, ja?«
»In Ordnung, Meg.«
»Und Veronica bleibt hier. Probier an ihr ein paar Testobjekte aus. Der Fedilator schien ihr gefallen zu haben.«
»In Ordnung, Me.«
»Äh, bitte was?!«
»Glauben Sie mir, Miss Veronica. Bis auf das kleine Detail war meine Testperson überaus zufrieden.«
»Ähhhh, hey. Nee, danke. Maggot?!«
»Psst. Er wird schon auf dich aufpassen.«
»Ehh, aber deine Tasche ist doch so schwer. Lass mich deine Tasche nehmen!«

Faith hatte ihr Werkzeug jedoch schon zusammengeräumt und die Tasche verschlossen um sie zu schultern. Das schlampige Einräumen ist immerhin ebenso schnell geschehen wie ein schlampiges Ausräumen. Sie wollte nur etwas Ordnung bewahren für die alten Augen des Erfinders.

»Hilf Mister Rosetti ein wenig bei seinen Forschungen. Bist doch ein kreatives Köpfchen, lass dir was einfallen.«

Eines ihrer entzückendsten Lächeln wird zu den beiden geworfen ehe Faith aus der Werkstatt dackelt. Eine angespannte Ruhe kehrt ein. Veronica zerknautscht angewidert das Gesicht und traut sich nicht einmal zu Rosetti zu schauen. Dabei wirkt der Mann noch immer recht freundlich und lediglich auf seine Erfindungen fixiert. Er räumt ein paar Tische auf, sortiert Material und andere Utensilien und spürt, dass es Veronica unangenehm ist nun bei ihm zu sein. Das ist der Fluch des Zirkus. Normale Menschen werden immer nervös wenn sie mit jemandem zu tun haben, der aus einer vollkommen anderen Welt kommt. Auch er ist der Schadensfreude mächtig und kichert vor sich her.

»Wussten Sie, Miss Veronica, dass der Erfinder von Cornflakes auch die ersten Vibratoren erfunden hat?«
»Oh Maggie, das wirst du mir büßen...«

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» If the rum is gone, have some tea «
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