Ein schmieriger Boxstall irgendwo in einer heruntergekommenen Gegend im New York Harlem. Provisorisch geflickte Sandsäcke baumeln trostlos von der Decke, während im Ring, dessen Abspannung kraftlos herunterhängt, zwei junge Farbige unter der Anweisung eines alten Veteranen des Sports den Gang mit den Fäusten gehen. Die Butzenscheiben sind vergilbt und der Geruch nach Schweiß liegt in der Luft. Ein Hausmeister offenkundig asiatischer Abstammung fegt mit seinem alten Besen den Schmutz auf dem hölzernen Boden zusammen. Immer wieder hallen Befehle und Anweisungen des Trainers echowerfend durch die ansonsten leere Halle. Leer bis auf die Akteure im und am Ring, den Hausmeister und einen jungen, muskulösen Athleten mit getapten Händen. Seine perlenverzierte Rastazöpfe ruhen regungslos auf den breiten Schultern. Der entblösste Oberkörper, mit schweren Muskelpaketen behaftet, ist bedeckt von einer feinen Schweißschicht. Mit auf den Knie abgstützten Ellenbogen lehnt sich Mister 4-Up nach vorn, während er auf einer Bank im hinteren Bereich der Sporthalle Platz genommen hat. Unweit von ihm steht ein weiterer Box-Trainer, den die Kamera zuvor nicht eingefangen hat. Der Blick des sogenannten Black Pope ist gen Boden gerichtet, er atmet schwer und sagt nichts. Anders jedoch der Trainer, dessen ausgewaschener Trainingsanzug dunklen Flecken unter den Armen zeichnet. Sein Gesicht ist geprägt vom Alter und drei seiner vorderen Zähne fehlen, als er Burke väterlich angrinst. Schlagartig durchschneidet seine Stimme die Stille des Moments.
Trainer: "Junge, was hast Du aus Dir gemacht? Du warst das größte Talent im Boxen, dass ich jemals gesehen habe. Du hast mehr Leute aus dem Ring geprügelt, als ich je zu träumen gewagt hatte. Du hättest ein Riese werden können im Boxsport. Der Messias der Fäuste. Aber nein Burke, Du wolltest noch mehr Spektakel. Wolltest vollere Hallen und größeren Flair. Und nun? Von einer verdammten Wrestling-Liga zur nächsten bist Du getingelt. Hast nie lange durchgehalten und bist immer wieder gescheitert. Und warum bist Du das? Weil Du Deine Gegner nie respektiert hast. Deine Gegner wie Deine Bosse. Burke, Du hast zu wenig Respekt. Deswegen hälst Du es nirgends aus."
Müde blickt die Elijah Experience auf. Er fixiert seinen alten Mentor. Smokey-Ray Jones war eine Legende in der Branche. Zumindest in dieser Gegend hier. Er hatte mehr Jungs von der Strasse geholt, als alle anderen Boxställe in Harlem. Sein Ansehen, auch im sozialen Bereich, war enorm. Und dennoch hasste Burke es, kritisiert zu werden.
Elijah Burke: "Smokey, es ging mir nicht um mehr Spektakel. Ich wollte mich nicht drauf beschränken, nur mit den Fäusten im Ring aktiv zu sein. Ich wollte immer ein Total Package werden, verstehst Du? Kopf, Faust, Ellenbogen, Knie. All das gehört zu einem Street-Fight. Das solltest Du doch wissen. Klar, das Boxen ... Du .. hast mich Disziplin gelehrt, Kampfeswillen, Siegeswillen sogar. Du hast dafür gesorgt, dass meine Hände brutale Waffen werden. Aber doch hat es mich nicht komplett erfüllt. Ich war nie zufrieden, nur im Boxen gut zu sein. Klar hast Du Recht ... ich bin ein Wandervogel. Ein Legionär. Ich ziehe von Liga zu Liga und finde nirgends meinen Platz. Jetzt, in der UPW, habe ich einen gewissen Rückhalt. Da geniesse ich ein wenig Anerkennung und werde halbwegs ordentlich eingesetzt. Und ich bin loyal. Meinem Boss gegenüber. Aber Respekt? Wie soll ich Leute respektieren, die mich nicht respektieren?"
Sein alter Mentor verschränkt die Arme vor der Brust, grunzt beinahe verächtlich.
Smokey-Ray: "Na und, Junge? Musst Du Dich denn so dumm verhalten, wie die anderen es tun? Niemand verlangt von Dir so'n verdammt bekloppter Gangster zu sein! Gib Dich, wie Du bist. Du trägst Dein Herz am rechten Fleck, Burke. Du hast Mut und nach wie vor Talent. Setz es richtig ein. Und beweise Dir selbst, wer Du bist. Zeig Dein wahres Ich, Junge. Geh mit gutem Beispiel voran und respektiere Deine Gegner. Dann wirst Du über Dich selbst wachsen können. Und endlich wieder Leistungen abrufen, wie ich es von Dir gewöhnt bin. Wenn Du willst, kann Dich fast keiner stoppen."
Skepsis zeichnet sich auf dem Gesicht von Elijah, als er antwortet.
Elijah Burke: "Wenn Du meinst, alter Mann. Aber was kann ich mir von dem Respekt irgendwelcher Versager leisten? Ich bekomme genug Anerkennung, wenn ich sie zu Matsch schlage. Und den Anfang kann ich mit diesem Richards machen. Der ist zwar nicht ganz meine Gewichtsklasse, aber das wird mich nicht davon abhalten. Verstehe auch nicht was dieser Thorn an ihm findet. Das ist ein kleiner Geisteskranker. Und solche Leute gehören weggeschlossen .."
Der alte Mentor fällt seinem Schüler ins Wort.
Smokey Ray: "Hör auf Junge. Erkenn die Leistungen Deines Gegners an. Respektiere, wie sehr er sich hochgearbeitet hat. Du kannst Dich nicht über jeden erheben. Zumindest nicht solange Du selbst kein absoluter Star der Liga bist. Und das wirst Du erst, wenn Du begreifst, dass ihr euch alle ähnlich seid. Jeder hat das gleiche Recht zu bestehen. Und jeder wird seine Chancen bekommen. Das musst Du begreifen, Burke. Sonst wirst Du immer wieder scheitern."
Grüblerisch schaut der selbstproklamierte Black Pope drein, reibt sich schabend das Kinn.
Elijah Burke: "Ich werde drüber nachdenken, alter Mann. Machen wir mit dem Training weiter?"
Sein Lehrer nickt ihm zu, woraufhin sich der farbige Sportler erhebt und vor dem Sandsack Position bezieht.
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