Stille liegt über der Landschaft. Es ist nicht genau zu sehen, wo wir uns befinden. Es muss außerhalb eines Gebäudes sein, denn schwach beleuchtet der Mond das nasse Gras. Der Regen hängt noch immer über dem Land, leise und unaufhörlich bahnen sich die kleinen Tropfen einen Weg hinunter zur Erde. Ringsherum lichtet sich das Bild ein wenig, Umrisse von Bäumen sind nun zu erkennen. Augenscheinlich ein Wald, der das Umfeld darstellt – doch ist es ein normaler Wald? War es so still in normalen Wäldern? Doch es ist nicht nur die Stille... der Wald ist besonders. Es scheint als hätte die Natur hier in diesem Gebiet ein eigenes Wesen angenommen, mit eigenen Gefühlen. Dies ist ein Ort, der Depressionen verursacht. Wie ein Schleier lag diese Stimmung über der Erde – ein Gemisch aus Trauer, Wut, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Es fehlt nur noch das die Bäume anfangen zu weinen. Der Stoff aus dem Gruselgeschichten sind. Der perfekte Schauplatz um ihm eine spannende Hintergrundgeschichte zu geben. Doch dieser Wald hielt mehr Geschichten parat, als in 1000 Bücher passen würden. Er hat so viel gesehen, so viel miterlebt, so viele verschiedene Wesen beheimigt. Doch das neueste verschlechterte seine Stimmung nur noch. Vor wenigen Stunden waren alle Tiere verstummt, die Bäume hatten sich dagegen gewehrt die Tiere tiefer in den Wald zu lassen so schien es. Als würde der Welt selbst sein tristes Umfeld vor dem schützen wollen, was in ihm lauert. So grausam war es.
Tiefer in den Wald hinein geht das Bild. Vorbei an den wie Menschen anmutenden Bäumen, weiter in die Stille und in die Dunkelheit hinein. Tief in die Schwärze, bis sie sich lichtet. Ein schwacher Schein erhellt aus der Ferne den Rand der Bäume. Erst jetzt ist das Ausmaß des Verderbens erkennbar. Junge wie alte Bäume verlieren ihre Rinde, aus einigen fliessen die Säfte als würden sie bluten – sterben. Als wären sie alle krank und verseucht. Das Moos, das die Füße der Bäume bedeckt, hatte schwarze Flecken bekommen. Nicht von Außen, sondern von innen, als wäre es aus dem Inneren heraus verbrannt worden. Weiter treibt uns das Licht, weiter bis zu seiner Quelle. Ein Auto, klein und unförmig. Abgestellt auf einer Lichtung, die Scheinwerfer angeschaltet. Die Tür ist offen, das Auto scheint verlassen. Der Boden unter dem Auto ist feucht, es steht also noch nicht lange dort. Doch die Reifen wirken total abgenutzt, als hätte der Fahrer eine Fahrt durch ganz Amerika hinter sich. Schmutz zieht sich rings um die Karosserie, zeugt von den wilden Zeiten die dieses Fahrzeug erlebt hatte. Der Kofferraum ist geöffnet, mehrere leere Flaschen Alkohol lagern darin. Einige haben noch wenige Tropfen des alten Inhalts in sich... fahrlässig geleert und hineingeworfen. 2 waren aneinander zerschellt, haben mit ihren Splittern Teile des Innenlebens aus Fell zerstört.
Geräusche lenken ab. Metall, Holz, der Klang von Stein und harter Erde. Das Licht des Autos zeigt uns den Ursprung in der Ferne. Ein makaberes Schauspiel wird geboten, die Szenerie mutet nun noch mehr wie ein Horrorfilm an. Ein Mann – oder besser ein Wesen – im schwarzen Ledermantel hält eine Schaufel in der Hand und hebt etwas aus. Dieses etwas lässt sich durch das in den Boden gerammte Holzkreuz definitiv als Grab identifizieren. Doch das Kreuz ist unbeschriftet, kein Name ziert es, und auch sonst scheint es an einer unbestimmten Stelle in die Erde gerammt worden zu sein. Das Wesen, das sich an dem Grab zu schaffen macht, ist mit „abscheulich“ wohlwollend umschrieben. Man sieht nicht viel, die Füße stecken in schweren, schwarzen Arbeiterstiefeln, die Hände in dicken Wollhandschuhen, die Beine in einer schwarzen Jeans und der Oberkörper wird von dem Mantel verdeckt, doch was man sieht ist der Kopf. Sollte es tatsächlich ein Kopf sein. Haare hat das Wesen keine, ebenso keine Ohren. Dort wo die Ohren sitzen sollten sind nur Stummel zu erkennen, verkrüppelte Muscheln die wirken wie abgerissen. Die Kopfhaut ist von einem dichten Narbengeflecht übersät, wulstige Erhebungen und Vertiefungen entstellten die Glatze zu einer grauenvollen Masse an geschmolzener Haut.
Ohne Unterlass schaufelte das Wesen die Erde zur Seite, häufte sie an und vertiefte das Loch noch weiter. Ohne den Ausdruck im wahrscheinlich ebenso ekelhaften Gesicht zu sehen, nur anhand der Bewegungen, spürt man die Intensität mit dem das Wesen seine Arbeit verfolgt. Entschlossenheit, Hast, Ungeduld – all das lässt sich davon ablesen, wie es die Schaufel in die Erde eindringen lässt. Plötzlich lässt es die Schaufel in der Erde stecken und fällt auf die Knie. Es wankte, selbst in dieser Position, und schien schlecht Atmen zu können. Auf einmal wirkte die Gestalt schwach, kraftlos. Die Hände zitterten als das Wesen sie in die Erde führte. Die ganze Vorstellung nun liess den Gedanken aufkommen, dass das Wesen nicht komplett war. Das ihm etwas fehlte. Und das es deswegen dieses augenscheinliche Grab schändete. Noch immer befinden sich seine Hände in der Erde, als mit zittriger Stimme beginnt zu sprechen. Auch sie wirkt ausgezehrt, kraftlos und gebrochen.
§SuIcIdE§
„Oh Herr, vergib mir, denn ich habe gesündigt. Was habe ich dir angetan, das du mich strafst mit dieser Plage? Ich habe geschworen, es nie wieder zu tun. Ich entsagte allem übel. Wieso also muss ich die Queste nun erneut aufnehmen? Ich bin kein Rächer mehr. Sieh mich an! Ich bin ein gebrochenes Monster! Ich bin nicht stark genug! Ich habe nicht mehr die Kraft dazu! Oh Herr, bitte vergib mir, doch ich lehne mich auf gegen deine Bestimmung!“
Man sieht wie ein Innerer Konflikt in dem Mann abläuft. Seine Arme zucken, selbst durch den Mantel und die Kleidung sieht man die Muskeln, wie sie sich anspannen. Das Wesen will die Arme zurückziehen, loslassen was er mit seiner Arbeit zu Tage gebracht hat. Doch etwas in ihm lässt das nicht zu. Es wäre als würde seine linke Hand gegen seine Rechte streiten. Als gäbe es einen Kampf, der tief in ihm abgeschlossen wird. Und dann ertönt eine weitere Stimme. Sie wird nicht laut gesprochen, sie schallt direkt aus dem Kopf des Wesens. Doch sie ist so anders... so süß. Süß wie ein unschuldiges Kind, doch führend wie die Stimme einer liebenden Mutter. Hinter all diesen ersten Eindrücken verbarg sich jedoch ein weiterer Eindruck. Die Stimme wusste was sie tat. Sie war berechnend und dominierend. Sie war nicht unschuldig.
§LoRd§
„Grimm, du darfst mich nicht enttäuschen! Du spürst es doch selbst. Das tust du, oder? Tief in dir drin wächst es heran. Du brauchst es. Du kannst dich nicht mehr richtig bewegen. Du kannst nicht mehr richtig atmen. Deine Sinne sind vernebelt und du hast keine Kraft mehr, wenn du davon getrennt bist. Du musst es einfach wieder tun, Grimm. Für alles, was uns wichtig ist. Für alles, was uns heilig ist. Es ist deine Aufgabe, Grimm. Zweifle nicht und sei stark. Deine Zeit wird kommen. Du wirst uns in ein neues Zeitalter führen.“
§SuIcIdE§
„Ich habe Blut vergossen... ich habe Dinge getan, die unausgesprochen bleiben. Ich habe so viel getan, doch noch immer bin ich nur ein Wesen aus Fleisch und Blut. Wo bleibt die richtige Macht, die mir gewährt werden soll? Wie soll ich diesen Kreuzzug führen ohne Armee? Ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, das alles alleine zu verantworten. Ob ich das Recht dazu habe, die Guten und die Schlechten zu trennen. Ich bin doch nur ein...“
§LoRd§
„NEIN, GRIMM! Höre meine Worte und vertraue! Glaube! Habe ich dich je alleine gelassen? War ich nicht immer bei dir, bei jedem Schritt den du tatest? Du brauchst mich, Grimm, und du brauchst es! Wir beide wissen es. Du musst es akzeptieren. Du weißt, das die Karten dir Macht verleihen. Du bist der Magier, Grimm. Du bist der Bote. Ohne dich bleibt die Gerechtigkeit ungeübt und die Sünde unbestraft. Nimm es an, Grimm. Nimm es.“
Der Kampf im Inneren des Wesens legte sich. Langsam beginnt der Mann zu nicken, in einem gleichbleibenden Rhythmus, als würde er die Worte wiederholen um sich selbst Mut zu machen. Man muss es nicht sehen, doch man hört es: Der Mann weint. Es kostet ihn mehr als normale Überwindung, das alles hinzunehmen. Dann zieht er die Arme aus dem Loch heraus und nimmt 2 Gegenstände an sich. Der erste Gegenstand war ein Kartenspiel, bestehend aus 49 Karten. Keine normale Zahl, doch es war auch kein normales Blatt. Jede einzelne Karte hatte ein bestimmtes Muster anstatt einer Zahl und schien ein magisches Siegel zu sein. Nur eine Karte passte ganz und gar nicht dazu. Das Wesen drehte sie mehrmals in der Hand, und schien kräftiger und entschlossener zu werden je länger er sie betrachtete. Sie war beidseitig bedruckt mit dem Bild eines Hofnarrs, der den Tod durch Strang erlebte, auf jeder Seite einmal.
§LoRd§
„Gut so, Grimm. Du hast es geschafft. Die Rettung ist erneut ein Stück näher gerückt für dich. Du kennst ihre Bedeutungen noch, nicht wahr? Und auch die des toten Narren... sie war immer deine Lieblingskarte. Der Joker. Er ist so verwunden mit deiner Aufgabe. Du kannst die Narren ausfindig machen, du bist der Magier. Du kannst die Narren bekehren, du bist der Bote. Du kannst die Narren stellen, du bist der Richter. Du kannst die Narren vernichten, du bist der Henker. Denke immer daran, wer du bist, Kano Gr..“
§SuIcIdE§
„Nein“
Langsam erhebt sich das Wesen und mischt die Karten durch. Jedes Mal, wenn der Joker auftauchte, wurde die Gestalt des Wesens etwas fester, gerader. Als würde aus einer bestimmungslosen Masse langsam ein richtiges Wesen werden. Behutsam, doch mit einem 1000 Mal geübten Griff liess das Wesen die Karten in die Tasche des Mantels gleiten. Dann legt es die Hand an den zweiten Gegenstand. Es war ein Stück roter Stoff mit weißen und schwarzen Verzierungen. Doch dann wurde es klarer – es war eine Maske. Sie zeigte einen Totenschädel, der strahlte als wäre er gerade geschaffen worden. Obwohl er so lange in der Erde lag. Zielsicher führt das Wesen die Maske zum Kopf und streift sie über. Dann dreht es sich herum. Der Totenschädel scheint auf der Maske zu wandern, Wellen zu werfen und sich umzuformen bis er genau auf das Gesicht des Wesens passt. So als würde die Maske nun das Gesicht des Wesens ersetzen.
§SuIcIdE§
„Kano Grimm ist tot. Ich bin Suicide...“
Mit diesen Worten geht die Szene zu Ende.
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