Journalism is in fact history on the run.

»Mister Devine!«, rief der junge Reporter und eilte sofort zum Angesprochenen, welcher endlich umdrehte und dem jungen Mann Aufmerksamkeit schenkte. Fragend sah er den jungen Mann, während er wenige Meter vor der UPW-Halle stehen blieb. Die Verwunderung stand ihm auf dem Gesicht geschrieben. Ein Interview?

»Könnten Sie ein wenig ihrer wertvollen Zeit für ein paar meiner Fragen entbehren?«

Höflich, ja beinahe verschüchtert hielt der Mann sein Mikro in Devines Richtung und sah ihn hoffnungsvoll an. Johnny wendete seinen Blick von dem deutlich Jüngeren und musterte die Kamera, ehe er seine Sporttasche auf seiner Schulter zurecht schob und schließlich wieder den Journalisten ansah. Ein Neuling in auf diesem Gebiet, wie es der Kanadier feststellte.

»Sie wären der Erste, der sich ei---«

»Nein«, unterbrach der 36-jährigen den Reporter und war dabei sich umzudrehen. Vollkommen perplext sah ihn der junge Mann an. Schnell breitete sich Enttäuschung auf seinem Gesicht aus, die auch in seiner Stimme zu hören war, als er wieder zu sprechen begann.

»A-Aber.. hätten Sie nicht--?«

»Nein«, kam es wieder von Johnny. Er rollte genervt mit den Augen und machte Anstalten weiter zu gehen, doch seine Bewegungen waren langsam. Wartete er vielleicht noch darauf, dass er ein weiteres Mal angesprochen wurde? Der Reporter ließ seinen Kopf sowie die Schultern hängen, passend zu seinen Mundwinkeln, von einem schüchternem Lächeln nach dem ersten 'Nein' sofort die Erdanziehungskraft zu spüren bekamen. Vollkommen eingeschüchtert drehte sich er sich um und sah wie ein geschlagener Hund in die Kamera, machte deutlich, dass der Kameramann diese ausmachen sollte und wollte alles abbrechen, da wurde er an der Schulter gepackt und wieder umgedreht. Sofort hielt der Kameramann drauf.

»Und so etwas will sich Reporter schimpfen?«

Kopfschüttelnd stand Johnny Devine hinter dem Angesprochenen, der ihn verwirrt ansah. Was hatte das jetzt alles zu bedeuten? Wollte er ihm doch ein Interview geben? Hatte er nur darauf gewartet, dass der junge Mann ihm hinterher rannte und das Mikro vor die Nase hielt? Es wirkte beinahe so als wollte er angefleht werden. Würde zu ihm passen.

»Kein Wunder, dass du noch niemanden interviewn konntest! Ein richtiger Reporter, Journalist gibt nicht so einfach auf. Im Gegenteil. Du musst hartnäckig.. aufdringlich sein. Du willst ein Interview? Dann nimm es dir einfach! Gibt deinem Gegenüber nicht die Chance 'Nein' zu sagen. Vergiss Knigge. Er ist der Tot jeder guten Story.«

Das war also der Grund warum er wieder zurück kam? Er wollte dem jungen Mann eine Lektion erteilen? Ihm zeigen, wie es ein richtiger Journalist machte. Devine war auf jeden Fall vollkommen bei der Sache, der junge Reporter dagegen war von diesem Informationsfluss geplättet. So recht wusste er nicht mit dieser Situation anzufangen.

»Wie ich sehe hast du keine Ahnung was ich meine, kiddo.«

Wieder schüttelte Devine mit dem Kopf und seufzte leise. Kurz musste der Kanadier nachdenken. Dann stellte er seine Tasche ab und nahm sich das Mikro aus den Händen des jungen Reporters. Nevös sah ihn dieser an. Doch anstatt zu erklären, was er tat, ging Johnny aus dem Bild, nur um dann sofort wieder schnellen Schritten auf den jungen Mann zu steuern.

»Kiddo, bist du genau so wie jeder andere Fan der UPW gespannt auf den wohl brutalsten PPV der Wrestling Geschichte? Was genau denkst du über Cruel Intentions? Und welches Match handelst du als das Match des Abends? Sean O'Haire gegen Kevin Thorn? Oder doch eher Ted DiBiase Junior gegen den unglaublichen Johnny Devine? Denkst du auch, dass Zweiteres allein wegen dem Kanadier ein sehenwertes Match wird? Dass er ohne große Probleme gegen diesen Jüngling gewinnen wird und ihm zeigen wird was wirkliches Wrestling ist? Immerhin kennt dieser Jungspund nichts außer der typischen Familienfreundlichen Unterhaltung. Denkst du auch, er wird untergehen und nicht nur wegen seiner mangelnden Erfahrung?«

Kaum hatte der Redeschwall ein Ende, schon hielt Devine das Mikro unter die Nase des jungen Mannes. Dieser sah ihn verwirrt an, dann öffnete er den Mund.

»Ehhh...«

»Ich wusste doch, dass du es genau so siehst wie ich! Du hältst Ted also auch für ein kleines verzogenes Millionärssöhnchen, der nach diesem Abend seine sieben Sachen zusammenpacken und abhauen wird, weil er endlich eingesehen hat, dass die UPW einfach nichts für sein verweichlichtes Gemüt ist.«

»A-Aber...!«

»Was? Ja, natürlich darf man nicht vergessen, dass Devine an diesem Abend sein Debüt in der UPW feiern wird und diese Tatsache den PPV mehr als nur aufwertet. Daher ist es natürlich keine Option zu verlieren, denn der verdammt gut aussehende Hot Spott Johnny Devine hat noch Großes vor sich. Er wird in die Geschichte eingehen, wie es vor ihm Männer wie Kevin Thorn, The Rock, Chris Sabin und Co getan haben. Ted DiBiase JUNIOR darf sich wirklich geehrt fühlen, dass er der erste Mann sein wird, den Devine besiegen wird auf seinem Weg zum Pure Titel.«

Ein breites Grinsen zeichnete sich auf den Lippen des 36-jährigen ab als er endlich das Mikro sinken ließ und den jungen Reporter ansah. Johnny sah zufrieden mit sich selbst und seiner Performance zu sein. Der junge Mann neben ihm dagegen ist einfach nur verwirrt und scheint nach Luft sowie Worten zu ringen.. wie schon die ganze Zeit. Die Art des Wrestlers überforderte ihn.

»Siehst du! Genau so soll sich dein Gegenüber fühlen. Überfordert und nach Worten suchen. Wenn du die Person auf dem falschen Fuß erwischt, ist es sogar besser. Es ist vollkommen egal ob sich die Person gerade unter der Dusche befindet oder nicht. Umso ungünstiger die Situation umso glücklicher sind sie, dich schnell los zu werden. Also, merk dir gut: Keine Höflichkeit, Unmengen an Fragen, keine Zeit für Antworten und vor allem keine Scheu vor eigenen Interpretationen - leg der Person deine eigenen Worte in den Mund. Verstanden? Gut. Dann hau jetzt ab.«

Und schon drückte Devine das Mikro in die Hände des Mannes, schnappte sich seine Sporttasche und machte sich auf den Weg die Halle endlich zu betreten. Ein zufriedenes Seufzen verließ die Lippen des Kanadiers. Er hatte heute einem jungen Reporter, der ihn an sich selbst erinnerte - nur mit weniger guten Aussehen und weniger Talent - geholfen. Nun konnte der PPV wirklich kommen... eigentlich.

»Mr. Devine«, kam es von hinten und noch ehe der Kanadier realisieren konnte was geschah, sah er den jungen Mann direkt vor sich.

»Wie werden Sie sich auf das Match vorbereiten? Haben Sie in ihrem Alter keine Sorge, dass sie sich schwer verletzen? Man hat sie vor kurzem mit einem Hexenschuss ringen sehen? Sind Sie sich da sicher, dass Sie dieses Match ohne Probleme überstehen werden? Denken Sie über Ted DiBiase nur so abfällig, weil er viel jünger ist und noch sein ganzes Leben vor sich hat, während sie nur noch alt sind? Haben Sie deswegen auch den jungen Dirty Sanchez verprügelt? Aus Neid? Stimmen die Gerüchte, dass Sie ein kleines Problem haben, welches Sie zwingt zu blauen Pillen zu greifen?«

Ein abfälliges Grinsen macht sich auf den Lippen des Kanadiers breit, während der junge Reporter ihm endlich das Mic hin hielt und tatsächlich auf eine Antwort wartet. Johnny greift nach dem Mikro und reißt es dem jungen Reporter aus der Hand, nur um es ihm dann in den Mund zu stopfen, welcher offen stand.

»Bei mir bist du mit solchen Spielchen an der falschen Adresse, kiddo«, murmelte Devine und schüttelte den Kopf. Hustend und nach Luft ringend befreite sich der Reporter von dem Mikro und sah in die Kamera, während Johnny die Halle im Hintergrund betrat.

»Wie Sie live erleben durften, steckt Mr. Devine in der berühmten Midlifecrisis.«

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